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RELIKT ALS RESSOURCE

Spolien (lateinisch spolium: Beute, Raub, dem Feind Abgenommenes) sind Bauteile und andere Überreste von Bauten älterer Kulturen, die in neuen Bauwerken wiederverwendet werden. Der Einbau von Spolien kann als Weiterführung einer Tradition gemeint sein, wenn sie als „Reliquien“ an hervorgehobener Stelle in den Neubau integriert werden. Ein bruchstückhafter, versteckter oder verkehrter Einbau einer Spolie kann allerdings auch als Überwindung der Vorgängerkultur aufgefasst werden. 

In Hannover wurde 1970 zugunsten der neu zu errichtenden Hochschule für Musik, Theater und Medien HMTMH das so genannte Neue Haus, ein gediegenes Konzert-Café aus wilhelminischer Zeit abgerissen. Ein Element des Gebäudes aus der damals verhassten Epoche des Historismus, die Eingangsarkaden mit dem Pavillon des ehemaligen Cafés waren zuvor gesichert und nach Fertigstellung des Neubaus wieder aufgestellt worden. Befestigt mit einer skulptural ausgeformten Sichtbeton-Konstruktion steht hier heute eine Kulisse – sinnentleert, aber denkmalgeschützt.

Dieses nunmehr wilhelminisch-brutalistische Relikt soll als Spolie in ein „Neu-Neues Haus“ integriert werden. Genutzt als Kultur-Lokal mit Café, Kleinkunst-Bühne, Club und Probe-Räumen soll der zu entwerfende Alt-Neubau gleichsam Signet für die HMTMH werden.

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